Am Freitag, 22.November 2024 ab 19:00 Uhr

Dr. Jochen Tholen: Borgward – Schussfahrt in den Konkurs

Foto: Martin Everding Foto: Martin Everding
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Foto: Dr. Jochen Tholen Foto: Dr. Jochen Tholen
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Foto: PS.SPEICHER Foto: PS.SPEICHER
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"Bremen – Borgward, Borgward – Bremen, das war eins"
Dieses Zitat des zur Zeit der Borgward-Krise 1960/61 tätigen ersten Bevollmächtigten der IG Metall Bremen kennzeichnet die enorme Bedeutung der 1961 in Konkurs gegangenen Borgward Gruppe für die Wirtschaft und Beschäftigung in Bremen: Borgward war das größte Industrieunternehmen im Bundesland Bremen, Borgward war der größte (private) Steuerzahler Bremens, in der Borgward Gruppe arbeiteten 1960 rund 22.700 Menschen. Unberücksichtigt bleiben hier die vielen Beschäftigten in den Zulieferbetrieben. Borgward war 1959 der fünftgrößte Pkw Produzent in der Bundesrepublik und zudem der größte private Automobilkonzern in der alten Bundesrepublik.

Das obige Zitat spiegelt zugleich den Mythos Borgward wieder, wie er vor allem nach dem 28. Juli 1961 – dem Zeitpunkt des Antrags auf einen Vergleich (später Konkurs) der nunmehr quasi verstaatlichten Borgward AG beim Amtsgericht Bremen – entstanden war.

Dr. Jochen Tholen wird die Ursachen dieses Niedergangs, der dann schließlich zum Untergang führte, näher behandeln. Fakt ist, am Jahresende 1960 schlossen die Bilanzen der drei Borgward Produktionsstätten mit 30 Mio. DM Verlust ab. Finanzielle Hilfe von außen war notwendig und nach und nach bewilligte der Bremer Senat 120 Mio. DM an Finanzhilfen, immerhin rund 22 Prozent des gesamten öffentlichen Haushaltes des Bundeslandes Bremen.

Im Zuge dieser Kredit- und Stützungskationen überschlugen sich im Januar 1961 die Ereignisse und im weiteren Prozess verschärfte sich die Lage beim Autobauer weiter. Am 28. Juli 1968 musste die Borgward Werke AG beim Amtsgericht Bremen einen Antrag auf ein Vergleichsverfahren (später Konkurs) stellen, begleitet von der Kündigung von 15.200 Arbeitnehmern.   

Viele Fragen, u.a. nach dem Schicksal der entlassenen Borgward Beschäftigten, werden auf der Grundlage einer umfassenden empirischen Studie aus den 1980er Jahren untersucht, wobei nicht nur zahlreiche, damals noch lebende Zeitzeugen befragt wurden, sondern auch die bis heute nicht freigegebenen Borgward Akten des Bremer Senats ausgewertet werden konnten.

Dr. Jochen Tholen ist Ökonom und Soziologe. Neben seinem wissenschaftlichen Interesse am "Fall Borgward" hat er auch ein persönliches: Sein Vater kaufte Ende der 1950 Jahre einen Lloyd Kombi, 13 PS, 2-Takter, unten Stahl, oben Holz mit Linoleum Überzug. Mit dem fuhr die gesamte Familie in den Zelturlaub (Schweiz, Österreich, Dänemark, natürlich (West)Deutschland).

Später kaufte er sich als Student vier Jahre lang im jeweiligen Frühjahr einen fahrbereiten, jedoch reparaturbedürftigen, Lloyd 600/Lloyd Alexander für ca. 200,- DM und verkaufte das Fahrzeug dann im Herbst für profitable 250,- DM, wobei die notwendigen fachlichen Qualifikationen ihm sein Vater, gelernter Autoschlosser, beigebracht hat.

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