23. September 2022

Prof. Dr. Andreas Knie über Ideen und Innovationen im Mobilitätssektor

Mobilitätsforscher Professor Dr. Andreas Knie beschäftigt sich schon seit den 1980er Jahren mit innovativen Verkehrskonzepten, so forderte er schon damals autofreie Städte, eine Reduzierung der Geschwindigkeit inner- und außerorts und statt immer mehr Parkplätzen, mehr Grünflächen für die städtische Bevölkerung.

Die meisten deutschen Städte sind ursprünglich einfach nicht für diese Massen an Verkehr konzipiert worden. In den 1920er Jahren zogen mehr und mehr Menschen in die Randbezirke der Städte und nutzten ein Fahrrad oder die Bahn, um ins Zentrum zu gelangen. Autos konnte sich kaum jemand leisten, sie waren etwas für die Schönen und Reichen, so Knie. 1933 organisierten die Nazis ein umfassendes Fahrzeug-Promotionsprogramm; sie vereinheitlichten die Straßenverkehrsordnung mit der Vorgabe ‚Autos haben immer Vorfahrt‘. Der Bau der Autobahnen wurde forciert und so gab es bis Ende des Zweiten Weltkrieges 3.600 Kilometer Autobahnen, aber kaum PKWs.

Nach dem Krieg wurden die neu aufzubauenden Städte eher für den Autoverkehr als für die Bewohner gestaltet. Wer sich ein privates Fahrzeug kaufte, wurde steuerlich belohnt. Unter dem Motto „Freie Fahrt für freie Bürger“ gab es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen. Tempo 50 wurde dann jedoch innerorts aufgrund zunehmender Verkehrstoter eingeführt. Deutschland entwickelte sich mehr und mehr zum Autoland und die Wirtschaft boomte.  

Autos werden „gehypt“, doch die 50 Millionen Autos in Deutschland stehen zu 98 Prozent ihres Lebens; durchschnittlich besetzt sei jedes Fahrzeug mit 1,08 Personen, das Auto sei überall verfügbar, weite Teile des Landes stelle man dafür zur Verfügung. 22 Hektar Erde werden pro Tag neu versiegelt, um die Auto-Infrastruktur zu verbessern. Autoindustrie und Autolobby pushen ihr Gewerbe und verteidigen es tapfer gegen mögliche Einschränkungen.

Wir sollten endlich die Autoverherrlichung beenden und Möglichkeiten wie Car-Sharing, Ruftaxis, Kleinbusse auf Anforderung oder autonome Fahrzeuge umfassender etablieren. Professor Knie erklärte ein „Hub and Spoke“ Prinzip, öffentliche Verkehrsmittel stehen als Verbindung zwischen den Verkehrsknotenpunkten (Hubs) zur Verfügung sowie Fahräder, E-Autos oder Scooter als Verkehrsmittel bis zur Haustür (Spoke). Die ‚letzte Meile‘ gilt es hier individuell zu organisieren. Autonome Shuttels könnten ergänzend eingesetzt werden. Sie würden den Verkehr reduzieren, ihn bequemer, sicherer und nachhaltiger machen.

Anstatt das Auto weiter zu verherrlichen, müsse man alternative Wege gehen und ein neues Verständnis zur Mobilität aufbauen. Es gehe auch ohne Auto und das sehr gut, betonte Professor Dr. Knie, der seit 1991 kein eigenes Fahrzeug mehr hat. Es war wieder einmal eine Veranstaltung mit zahlreichen interessanten Aspekten und kreativen Lösungsansätzen!

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