Prof. Dr. Andreas Tiedemann, Experte für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz an der Uni Göttingen, brachte seinen Zuhörern Kohlenstoffdioxid mal aus einem anderen Blickwinkel näher: Aus Sicht der Pflanzen.

In seinem Vortrag sprach er über den wichtigsten Motor des Lebens - die Photosynthese. Bis sich Photosynthese entwickeln konnte, sind viele Milliarden Jahre vergangen. Tiedemann beginnt beim Urknall und dem Asteroiden Bombardement, das Eisen, Kohlenstoff, Wasserstoff, Gold und Platin auf die Erde brachte und eine Ur-Atmosphäre schuf. Mit der Entstehung des Ur-Ozeans nach Millionen Jahren voller Regen ist die Basis für die Entwicklung des Kohlenstoffdioxidgehalts geschaffen. Als die Photosynthese vor etwa 3 Milliarden Jahren durch Cyanobakterien ihren Anfang nimmt, sind die CO2-Gehalte deutlich höher. Seitdem ist der Atmosphärengehalt ständig zurückgegangen, weil große Mengen Kohlenstoff durch Photosynthese der Atmosphäre entzogen und in fossile Lagerstätten überführt worden sind.

Die Erde ist seit jeher ständigen Klimaschwankungen ausgesetzt gewesen. Während der Eiszeit stirbt 99% des Lebens, da die Pflanzenwelt unter starkem CO2-Mangel litt und damit nicht mehr als Nahrungsgrundlage dienen konnte. Das Artensterben von Flora und Fauna verändert das Gesicht der Welt. Nach dem Ende der Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren, so der Pflanzenwissenschaftler, konnte nichts mehr das Leben stoppen. Obwohl mit dem gegenwärtigen Atmosphärengehalt von 400 ppm CO2 die Pflanzen unterversorgt sind, ist gerade in den letzten 60 Jahre eine massive Wachstumsverbesserung eingetreten. Die Ursache liegt unter anderem auch am technischen Fortschritt.

Zu Diskussionen nach dem Vortrag regte die kontroverse These des Wissenschaftlers an, dass aus Sicht des Pflanzenlebens ein Anstieg des CO2-Gehalts positiv zu bewerten ist. Die Veränderung der globalen Vegetation in den letzten 80 Jahren scheint seine Behauptung zu bestätigen. Auf die Klimakrise angesprochen, erklärt von Tiedemann, dass keine Zunahme von Wetterextremen zu verzeichnen ist. „Wir leben in einem stabilen Klima“, sagt er.

Wir hatten einen erkenntnisreichen Abend mit Prof. Dr. Andreas von Tiedemann und hoffen, ihn bald wieder in unserem Haus begrüßen zu dürfen.

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